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Immatrikulation von Tycho Brahe

Transkription normierte Angaben
Semester: 1566 Ost.
Nummer: 101
Datum: - . 10 . 1566
Vorname: Tycho Tycho
Nachname: Brahe Brahe
Herkunft: natus ex nobili familia in ea parte regni Danici quae dicitur Scania Schonen (Landschaft i. Schwed.)
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Kersten Krüger, am 13. Dez 2012
12.12.2012 Freispruch für Johannes Kepler

Rostocker Forscher weist nach: Tycho Brahe starb eines natürlichen Todes

Tycho Brahe (Archiv Universität Rostock)

Prof. Dr. Ludwig Jonas (Foto: Universität Rostock/K. Nölting)

Tycho Brahe (1546-1601) war einer der berühmtesten Astronomen der Renaissance. 1566 war er als Student an der Universität Rostock eingeschrieben. In Rostock verlor er auch während eines Duells, das mit Degen ausgefochten wurde, seine Nase, die durch eine kupferne Nasenprothese ersetzt wurde. Sein Leben ist gut erforscht, nur über seinen mysteriösen Tod 1601 in Prag wissen wir nichts Genaueres. Es sind zwar die Symptome seiner Krankheit und die Todesumstände genau beschrieben, doch ließ sich daraus bisher keine eindeutige Todesursache ableiten oder rekonstruieren. So kam es zu Spekulationen über einen Giftmord. Selbst Johannes Kepler wurde verdächtigt, seinen Lehrer wegen dessen wertvoller Sternenprotokolle, die dieser vor Kepler unter Verschluss hielt, mit Quecksilber vergiftet zu haben, um so an die Aufzeichnungen zu kommen, was in dem Buch der Wissenschaftsjournalisten Joshua und Anne-Lee Gilder „Heavenly Intrigue“ von 2004 reißerisch dargestellt wird. Jetzt ist wissenschaftlich erwiesen: „Es war kein Giftmord“, sagt Prof. Dr. Ludwig Jonas, der 40 Jahre als Biologe an der Universität Rostock forschte.

Mit einem einzigartigen Rasterelektronenmikroskop der Firma Carl-Zeiss Oberkochen und einer hochempfindlichen Analyseneinrichtung in Kombination zum Rasterelektronenmikroskop (Gemini + energiedispersive Röntgenmikroanalyse EDX) gelang der Nachweis von Quecksilber in den Haaren von Tycho Brahe. Mit einem neu entwickelten System konnten Haarquerschnitte mit einem sogenannten Backskatterdetektor (BSE mode) ohne Vorbehandlung und dadurch ohne chemische Fremdeinwirkungen oder Verunreinigungen dargestellt werden. Dadurch war sichergestellt, dass das nachgewiesene Quecksilber nicht durch Vorbehandlungen in die Proben gelangt war. Kleine Kügelchen von Schwermetall in den zwei äußeren Haarschuppen konnten eindeutig nachgewiesen werden. Nur dort, wo diese kleinen Kügelchen zu sehen waren, gelang der Nachweis von Quecksilber. Im Haarschaft und in den Haarwurzeln fehlten solche elektronendichten Kügelchen und somit auch ein positiver Quecksilbernachweis. „Wir schließen daraus, dass die Quecksilberablagerungen von außen in die Haare gelangt sind und nicht durch einen Gifttrunk über das Blut in die Haarwurzeln. Weil die elektronendichten Kügelchen über die ganze Haarlänge in den Haarschuppen zu sehen waren, muss es sich über eine langzeitige und allgemeine Quecksilbereinwirkung gehandelt haben und nicht um ein Akutereignis, wie bei einem Giftmord durch Giftcocktail“, stellt Jonas fest.

„Wir hatten das große Glück, Barthaare von Tycho Brahe von der ersten Exhumierung 1901 untersuchen zu können“, verrät Professor Jonas. Die Gruft von Tycho Brahe unter dem Fußboden der Teyn Kirche in Prag war nach 300 Jahren 1901 zum ersten Mal geöffnet worden. Man fand damals zwei gut erhaltene Skelette, ein männliches und ein weibliches. Das weibliche stammte von Brahes Frau, die 1604, also drei Jahre nach Tycho gestorben ist und mit einer Perlenkette bestattet wurde. Tycho Brahes Skelett war gut an dem fehlenden Nasenbein des Schädels zu identifizieren. Neben dem Skelett waren noch verschiedene Reste der Kleidung, das Leichentuch und sogar die Haare seines Bartes, der Augenbrauen und des Kopfhaares erhalten. Der Bart und einige Textilreste wurden bis 1989 im Tschechischen Nationalmuseum in Prag aufbewahrt. Der damalige Direktor des Nationalmuseums Martin Solc hat den in einem Glaskästchen befindlichen Bart dem dänischen Botschafter in einem Festakt übergeben, so dass sich diese quasi Reliquie nun in der Sternwarte von Aarhus befindet. „Wir haben vom Institut für Planetologie der Universität Münster und vom Institut für forensische Medizin der Universität Rostock 10 Barthaare in einem sterilen Glasröhrchen bekommen und daran elektronenmikroskopische und element-analytische Untersuchungen vorgenommen“, so Jonas.

Tycho Brahe war Zeit seines Lebens, aber besonders in seiner Zeit in Prag ein Alchemist und hatte Quecksilberpräparate gegen Syphilis und andere Hauterkrankungen hergestellt und chemische Verfahren zur Entgiftung von Quecksilber beschrieben. Es ist zu vermuten, dass er bei diesen Arbeiten mit Quecksilber und seinen Verbindungen hohen Konzentrationen von Quecksilberdämpfen ausgesetzt war und sich diese von außen auf seinen Haaren niederschlugen. „Dabei hat sich das Quecksilber chemisch mit dem Keratin der Haare so fest verbunden, möglicherweise in Form von Quecksilbersulfit, dass es die 411 Jahre bis zu unserer Untersuchung darin erhalten geblieben ist“, resümiert Professor Jonas. Die erstaunlich gute Erhaltung der Haare könnte auf ihre Fäulnisresistenz auf Grund der Quecksilbereinlagerung zurückzuführen sein. Die Ultrastrukturerhaltung der Haare war so gut, dass sogar noch die Membranen der Haarschuppen und die Pigmentgranula in den Haarachsen, wie bei rezenten Haaren, nachgewiesen werden konnten. Die Pigmente waren typisch für Rothaarige, wie es auch von Tycho Brahe bekannt ist, der auf historischen Ölgemälden mit rotem Bart und rotem Haarkranz zu sehen ist.

Jonas: „Unsere Untersuchungen stehen ganz klar im Widerspruch zu einem Giftmord durch ein quecksilberhaltiges Getränk. Wir können damit den vermeintlichen Meuchelmord durch Johannes Kepler in das Reich der Mythen verweisen und sprechen Kepler von diesem ungeheuren Vorwurf frei“.

Tycho Brahe entstammte dem dänischen Hochadel und begann schon als Kind mit der Beobachtung der Sterne. Seine über fast 40 Jahre reichenden Sternenbeobachtungen und genaueste Vermessungen mit Hilfe von selbst gebauten Winkelmessern lieferten seinem späteren Schüler Johannes Kepler die Grundlage für die drei berühmten Kepplerschen Gesetze, die dieser nur auf Grund der genauen Protokolle Tycho Brahes aufstellen konnte. Tycho Brahe war 1566 Student der 1419 gegründeten Alma Mater Rostochiensis. Hier verlor er auch im Duell mit seinem Vetter seine Nase und trug danach eine Nasenprothese aus Kupfer, wie sie auf verschiedenen Ölbildern dieser Zeit zu sehen ist. Neben seinen zeitgenössischen Darstellungen sind seine umfangreiche Korrespondenz und wissenschaftlichen Abhandlungen erhalten geblieben, so dass wir über sein Leben sehr gut Bescheid wissen.


Die Studie wurde in englischer Sprache veröffentlicht unter:
Ultrastructural Pathology, 2012; Early online: 1–8
© 2012 Informa Healthcare USA, Inc.
ISSN: 0191-3123 print/1521-0758 online
DOI: 10.3109/01913123.2012.685686 [Add to Citavi project by DOI]


Kontakt:
Universitätsmedizin Rostock
Institut für Pathologie
Elektronenmikroskopisches Zentrum (EMZ)
Prof. Dr. Ludwig Jonas i.R.
Fon: +49 (0)381 494 5850
Mail: ludwig.jonas(at)gmx.de
Kersten Krüger, am 21. Jun 2012
Kersten Krüger, am 24. Sep 2010
Tycho Brahe 1546-1601

Zu den bis heute weltberühmten Alumni der Universität gehört der Astronom Tycho Brahe, der im 16. Jahrhundert die exakte Beobachtung der Himmelskörper begründete und hiefür zahleiche Instrumente entwickelte. Zu seinen Schülern zählte unter anderen Johannes Kepler. Dem dänischen Hochadel entstammend, wuchs Tycho Brahe im damals noch dänischen Schonen (seit 1658 schwedisch) auf. Mit 13 Jahren bezog er 1559 die Universität Kopenhagen, um nach dem Willen seiner Familie Jura im Hinblick auf höheren Staatsdienst zu studieren. Selbstbewusst, kreativ und eigenwillig verfolgte er jedoch bald andere Interessen, nachdem er 1560 die Sonnenfinsternis erlebt hatte: Mathematik und Astronomie wurden seine Leidenschaften. Standesgemäß ging er, begleitet von einem Hofmeister, 1562 auf die europäische Kavaliers- und Ausbildungsreise. Die Universität Leipzig war sein erstes Ziel. Nach vier Jahren wechselte er nach Wittenberg und kurz darauf nach Rostock, wo er am 26. Oktober 1566 mit der Bemerkung immatrikuliert wurde: "Tycho Brahe, natus es nobili familia in ea parte regni Danici quae dicitur Scania." Hier führte seine Leidenschaft für die Mathematik zu einem Streit mit einem dänischen Kommilitonen, der in einem Duell endete.

Darüber berichtet Tycho Brahes Biograph Gassendi, dass bei einer Einladung in das Haus des Professors Lukas Bacmeister d. Ä. (Catalogus Professorum Rostochiensium: http://purl.uni-rostock.de/cpr/00001338) zwischen ihm und Manderup Parsberg, wer der beiden in Mathematik den anderen übertreffe. Unversöhnt gingen sie auseinander, und über Weihnachten spitzte sich der Streit noch zu mit der Folge eines Duells.

"Am ... 29. Dezember, griff man zu den Waffen, der Streit fand etwa abends um sieben Uhr statt. Es herrschte tiefes Dunkel, in welchem Manderup dem Tycho eine solche Wunde beibrachte, dass dadurch beihnahe der ganze vordere Teil der Nase abgeschnitten wurde. In seinen Briefen erzählt Johannes Baptista Laurus, ... dass Tycho sich eine Ersatznase nicht aus Wachs, sondern aus Gold und Silber habe schmieden lassen. Diese habe er so angeklebt und so fest aufgesetzt, dass wahrhaft eine ganze Nase vorgetäuscht wurde. Auch erzählte mir früher Wilhelm Jansonius [Wilhelm Janszoon Blaeu], der ganze zwei Jahre mit Tycho zusammen verbrachte, jener habe immer eine kleine Büchse mit sich getragen - er wusste nicht, ob mit einer Salbe oder mit Kleber gefüllt - aus der er recht häufig etwas der Nase auftrug."*

In Rostock hielt es Tycho Brahe nicht lange; er reiste über Wittenberg nach Augsburg, später nach Kassel, Venedig, wiederum Augsburg und Regensburg, wo er Kaiser Rudolf II. kennen und schätze lernte. Der dänische König sah ihn gern wieder in Dänemark und übertrug ihm 1576 die Insel Hven im Öresund zur Verwaltung. Hier setzte Tycho Brahe seine grundlegenden astronomischen Forschungen fort, baute 1578-1580 zwei Observatorien - die Uranusburg (Uraniborg) und die unterirdische Sternenburg (Stjerneborg) - und entwickelte neue Beobachtungsinstrumente wie den Mauerquadranten. Mit Anerkennung, ja Bewunderung kamen König Friedrich II. und seine Gemahlin Sophie - eine Mecklenburgerin - mehrfach zu Besuch, einmal sogar begleitet von Herzog Ulrich von Mecklenburg und seiner Gemahlin Elisabeth. Für seine wissenschaftlichen Verdienste erhielt Tycho Brahe den Elefantenorden verliehen.

Doch die Zeiten änderten sich bald. Der Nachfolger auf dem dänischen Thron, Christian IV. (1588-1648), setzte mehr auf Ordnung in der Verwaltung als auf kreative Wissenschaft. Er setzte mehr auf die Klagen der Bauern über zu hohe Frondienstforderungen des Amtmanns Tycho Brahe als auf dessen Forschungsleistungen in der Astronomie. Bedrängt verließ der Gelehrte 1597 die Insel Hven und zog über Kopenhagen und Rostock nach Wandsbek zu den Rantzaus, von dort 1599 nach Prag zu Kaiser Rudolf, der ihm Aufenthalt und Förderung gewährte. Zwei Jahre später starb er in Prag, umgeben von ebenso begabten wie später berühmten Schülern.

In Rostock erinnert seit einigen Jahren eine Wandskulptur an der Volksbank am Glatten Aal an unseren Mann mit der goldenen Nase: Tycho Brahe.

Kersten Krüger 24. September 2010.


* Gassendi, Pierre: Tychonis Brahei, equitis dani, astronomorum corphaei vita ; accessit Nicolae Copernici, Georgii Peurbachii, et Joannis Regiomontani, astronomorum celebrium vita. Hagae Comitum, 1655.

Seite 9
Rostocij dum agerat, is casus illi contigit quo bonam nasi partem amisit. ...

Seite 10
...
Die Decembris decima, agebantur choreæ, sponsaliorum occasione, in Bachmeisteri ædibus. Cæteros inter adfuerunt tum Tycho, tum Danus alius nobilis, Manderupius Pasbergius, qui suborto dissidio malè invicem affecto exierunt. ...
[27. Dezembner]
Heinc die insequente vigesima nona ventum demum ad arma est, conflictusque fuit circa horam vespertinam septimam, ac adeo in tenebris densis, per quas Manderupius id vulnus Tychoni inflixit, quo tota penè anterior pars nasi resecta prorsus periit. Narrat quoque rem in Epistulis Johannes Baptista Laurus: ubi videtur dissidii causam in æmulationem referre, qua uterque præcellere in Mathematicis contentebat. Adjicit verò Tychonem sibi subdititium nasum haud quidem à cera, sed ex auro, argentoque conflatum ita agglutinasse, ita detenter apposuisse, ut verum omnino nasum mentiretur. Retulit etiam mihi olim Guillelmus Jansonius, qui toto bienno cum Tychone commoratus fuerat, solere illum semper circumgestare pyxidulam, nesciebat unguento, an glutine repletam, è qua satis frequenter aliquid illineret Naso.



Herausgegeben im Auftrag des Rektors der Universität Rostock von Kersten Krüger.
Rostock, online seit 2010.

(Liste der Mitwirkenden)

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GND: 118514237
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